ND-Filter – Graufilter für die perfekte Belichtung

Du fotografierst gerne mit langen Belichtungszeiten und willst auch tagsüber bei Sonnenschein nicht darauf verzichten? Dann wird der ND-Filter oder Graufilter zu einem treuen Begleiter werden. Wir erklären dir in einfachen Schritten das Arbeiten mit dem Neutraldichtefilter zu verstehen und optimal anzuwenden. Gleich vorweg ein kurzer Hinweis: Plane für deine Fotostreifzüge mit ND Filtern besonders viel Zeit ein, denn du wirst sehr schnell mit sehr langen Belichtungszeiten arbeiten.

Was ist ein ND-Filter – Graufilter und wie funktioniert er?

ND ist die Abkürzung für Neutraldichte. Beim Fotografieren mit einem ND-Filter, auch Graufilter genannt, setzt du deinem Objektiv sozusagen eine Sonnenbrille auf. Der ND-Filter ist ein dunkel gefärbtes Filterglas und reduziert die Menge an Licht, die auf deinen Sensor fällt. Somit kannst du auch tagsüber mit langen Belichtungszeiten fotografieren.

Langzeitbelichtungen bei Sonnenschein. Mit einem ND-Filter wird das möglich.
Langzeitbelichtungen bei Sonnenschein. Mit einem ND-Filter wird das möglich.

ND-Filter Arten: Schraubfilter, magnetische Filter oder Steckfilter

ND-Filter können unterschiedlich aussehen. Es gibt runde und eckige Filter.
Runde Filter schraubst du entweder auf dein Objektiv oder befestigt sie mit Hilfe eines Magneten. Eckige Filter erfordern ein Stecksystem, das du zuerst auf dein Objektiv schraubst und im Anschluss die Filter hinein schiebst.

Die Vorteile von runden ND-Filtern sind, dass sie einerseits weniger Platz in deiner Kameratasche verbrauchen und dass sie andererseits günstiger in der Anschaffung sind.
Allerdings bist du mit runden Filtern an einen bestimmten Durchmesser gebunden. Wenn du bereits mehrere Objektive besitzt und Schraubfilter verwenden willst, kannst du dir den ND-Filter im Durchmesser deines größten Objektives kaufen und einen Adapterring verwenden, um auf kleinere Durchmesser zu reduzieren.
Ein wirklicher Nachteil von Schraubfiltern ist die Tatsache, dass sie sich liebend gerne mit Objektiven verkeilen und das Abschrauben zu einer Aufgabe wird, die oft mit vielen Flüchen begleitet wird.

Eckige Filter sind zwar etwas größer, sperriger und teurer in der Anschaffung, haben jedoch den Vorteil, dass du mit einem Stecksystem einfacher Filter kombinieren kannst. Nicht nur mehrere ND-Filter, sondern auch eine Kombination mit ND-Verlauf-Filtern ist sehr einfach möglich.

Der passende ND-Filter. Wie dunkel darf es werden?

ND Filter gibt es in verschiedenen Stärken. Diese Stärken werden als Filterfaktor bezeichnet. Die gängigen Stärken starten bei Filterfaktor 2 und gehen bis 1000. Je höher die Zahl, desto dunkler ist der Filter gefärbt.
Arbeitest du mit einem ND2 Filter, erreicht nur noch 50% des Lichts deinen Sensor. Deine Belichtungszeit verlängert sich um den Faktor 2, sie wird also verdoppelt.
Fotografierst du mit einem ND16 Filter, erreicht nur noch 1/16 der ursprünglichen Lichtmenge deinen Sensor. Deine Belichtungszeit verlängert sich dann um den Faktor 16.
Die Stärke der Graufilter und somit die Menge an Licht, die sie reduzieren, wird auch in Blendenschritten oder auch Stopps angegeben.
Ein ND8 Filter verlängert deine Belichtungszeit um 3 Blendenschritte, der ND64 um 6 Stopps, der ND1000 um 10 Blenden.

Die passende Filterstärke wählst du entsprechend deiner Belichtungswünsche und des vorhandenen Lichts.
Die passende Filterstärke wählst du entsprechend deiner Belichtungswünsche und des vorhandenen Lichts.
Ohne ND-Filter wäre beim Birkhuhn-Wasserfall in Georgien keine lange Belichtungszeit in Frage gekommen.
Ohne ND-Filter wäre beim Birkhuhn-Wasserfall in Georgien keine lange Belichtungszeit in Frage gekommen.
Mit einem ND64 Filter konnten wir den gewollten Fließ-Effekt erreichen.
Mit einem ND64 Filter konnten wir den gewollten Fließ-Effekt erreichen.

Mehrere ND-Filter kombinieren

Du kannst auch mit mehreren Graufiltern gleichzeitig fotografieren. Dabei multipliziert sich die Stärke der Abdunklung deiner ND Filter. Fotografierst du zum Beispiel mit einem ND2 Filter und einem ND1000, verlängert sich deine Belichtungszeit um den Faktor 2000, was der 2000-fachen Belichtungszeit entspricht.
Der ND2 Filter reduziert die einfallende Lichtmenge um 1 Blendenschritt, der ND1000 um 10 Stopps. Insgesamt verlängert sich deine Belichtungszeit also um 11 Blenden.

Einsatz und Wirkung des ND-Filters

Am häufigsten kommt der ND-Filter bei Langzeitbelichtungen zum Einsatz. Diese finden sich in vielen fotografischen Genres wieder, um unterschiedliche Effekte auf Bild zu bannen.

ND-Filter in der Landschaftsfotografie

Besonders beliebt sind Langzeitbelichtungen in der Naturfotografie beim Fotografieren von Wasser. Die Oberfläche des Wassers wird seidig oder neblig dargestellt und erweckt dadurch einen mystischen Eindruck.

Die Belichtungszeiten variieren bei Fotos mit Wasser sehr stark. Sie sind abhängig von der Fließgeschwindigkeit des Wassers. Gewässer, die sich kaum bewegen, wie zum Beispiel die Oberfläche eines Sees, kannst du minutenlang belichten.
Bei schneller fließenden Wasserläufen oder gar Wasserfällen musst du nicht übermäßig lange belichten, um einen seidigen Effekt zu erzeugen. Oft sind Belichtungszeiten zwischen 1/10 Sekunde und 2 Sekunden ausreichend. Belichtest du schnell fließendes Gewässer zu lange, ist die Oberfläche nur noch weiß und wirkt eher langweilig.
Der seidige Fließeffekt funktioniert natürlich bei allem, was sich in deinen Naturfotos bewegt. Auch Wolken, die am Himmel ziehen oder Sand, der von Felsen rieselt, ergeben mit Langzeitbelichtungen sehr spannende Motive.

Bei stillen Gewässern können deine Belichtungszeiten mit einem ND-Filter besonders lange werden.
Bei stillen Gewässern können deine Belichtungszeiten mit einem ND-Filter besonders lange werden.

ND-Filter in der Architekturfotografie

In der Architekturfotografie eignen sich Langzeitbelichtungen besonders gut, um Menschen aus den Fotos verschwinden zu lassen. Dadurch liegt der Fokus deines Fotos nur auf dem Gebäude selbst. Beobachte zuerst, wie schnell sich Menschen vor dem Gebäude bewegen und ob sie vielleicht, wie bei touristisch beliebten Sehenswürdigkeiten, vor dem Gebäude sogar stehen bleiben. Um wirklich alle Personen aus deinem Foto verschwinden zu lassen, bieten sich Belichtungszeiten im Minutenbereich an. Belichtest du nämlich zu kurz, sind Personen oft noch als eine Art Schleier zu erkennen.

Um Menschen aus deinen Architekturfotos verschwinden zu lassen, sind oft auch sehr lange Belichtungszeiten nötig.
Um Menschen aus deinen Architekturfotos in der Stadt der Künste und Wissenschaften verschwinden zu lassen, sind oft auch sehr lange Belichtungszeiten nötig.

ND-Filter als Sonnenbrille

ND-Filter kannst du aber auch verwenden, wenn du tagsüber mit einer stark geöffneten Blende (kleine Blendenzahl) fotografieren willst. Besonders bei starkem Sonnenschein oder beim Fotografieren im Schnee kann es passieren, dass dein Foto trotz niedrigem ISO Wert und einer extrem kurzen Belichtungszeit zu hell ist. In diesem Fall eignet sich ein schwacher ND-Filter, den du sozusagen als Sonnenbrille für dein Objektiv einsetzt.

Details mit einer geringen Tiefenschärfe im Schnee fotografieren. Auch das ist mit einem schwachen ND-Filter kein Problem.
Bei unserer Fotoreise Finnland im Winter eignet sich ein schwacher ND-Filter für Details im hellen Schnee.

Die Einstellungen deiner Kamera beim Fotografieren mit ND-Filtern

Bevor du munter mit dem Fotografieren beginnst, gibt es ein paar spezielle Einstellungen, die du in deiner Kamera aktivierst oder deaktivierst, um dir das Leben und das Arbeiten zu erleichtern.

Selbstauslöser bei ND-Filtern

Stelle die Zeitverzögerung auf 2 Sekunden. Der Selbstauslöser verhindert, dass die Bewegung des Drückens deines Auslösers eine Bewegungsunschärfe erzeugt. Fotografierst du mit einem Fernauslöser, kannst du diesen Schritt auslassen.

Aktiviere bei Spiegelreflexkameras die Spiegelvorauslösung

Die Spiegelvorauslösung verhindert, dass die Bewegung des Spiegels eine Bewegungsunschärfe auf deinen Langzeitbelichtungen erzeugt.

Schalte Rauschreduzierungen aus

Die beiden gängigsten Rauschreduzierungen sind Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung (Long Exposure Noise Reduction) und High ISO Rauschreduzierung (High ISO Noise Reduction). Schalte diese über das Kamera-Menü aus. Beide Arten von Rauschreduzierung errechnet die Kamera erst nachdem sie das Foto gemacht hat. Dadurch verlängert sich die Speicher- und natürlich auch die Wartezeit, bis du das nächste Foto schießen kannst. Bildrauschen kannst du auch später am Computer herausrechnen lassen.

Fotografierst du nur im JPG Format und bearbeitest deine Fotos nicht am Computer, plane die Wartezeit lieber mit ein und lasse die Rauschreduzierungen eingeschaltet, um die Bildqualität zu erhöhen.

Ausgefuchster Profi Tipp:
An der Frage, ob die Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung beim Fotografieren im RAW Format wirklich ausgeschaltet werden soll, scheiden sich die fotografischen Geister. Bei Canon haben wir beim Modell 5D Mark III und 5D Mark IV keinen Unterschied bemerkt. Probier am besten einfach aus, ob du die Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung bei deinem Kamerasystem ein- oder ausschaltest.

Fotografiere im RAW Format

Wenn du mit ND Filtern fotografierst, hole unbedingt das Maximum an Bildinformation auf dein Foto. Manche ND Filter, besonders jene, die nicht hochwertig verarbeitet, dafür aber günstig in der Anschaffung sind, haben einen Farbstich. Meistens verschieben sich die Farben in den Magenta-Farbton.
In der Nachbearbeitung am Computer wirst du über die Möglichkeiten staunen, die dir das RAW Format im Gegensatz zum JPG Format bietet.

Wenn du noch kein Fotobearbeitungsprogramm verwendest, kannst du natürlich auch im JPG Format fotografieren. Achte aber dann darauf, dass du mit dem Weißabgleich einem möglichen Farbstich gegensteuerst.

Wähle die passende ISO Zahl

Stelle die ISO Zahl so niedrig wie möglich und so hoch, wie sie sein muss. Je höher du die ISO stellst, desto heller werden deine Fotos. Bedenke allerdings, dass hohe ISO Zahlen starkes Bildrauschen verursachen und die Kanten in deinen Fotos nicht mehr schön scharf dargestellt werden.

Langzeitbelichtungen von Wasser sind auch im Detail eindrucksvolle Motive.
Langzeitbelichtungen von Wasser sind auch im Detail eindrucksvolle Motive.

Die Einstellungen deines Objektivs beim Fotografieren mit ND-Filtern

Auch an deinem Objektiv gibt es Einstellungen, die du vor dem Fotografieren mit ND-Filtern einschaltest oder ausschaltest.

Schalte den Bildstabilisator aus

Deine Kamera und dein Objektiv stehen beim Fotografieren mit Graufiltern fest auf einem Stativ. Der Bildstabilisator ist für das Fotografieren aus der Hand gebaut. Die Vibration des Bildstabilisator-Motors wird sich bei Langzeitbelichtungen mit Stativ sonst negativ auf dein Foto auswirken. Indem dein Bild nämlich verwackelt, weil eine Bewegungsunschärfe durch die Vibration des Motors entsteht.

Ausgefuchster Profi Tipp:
Bei einigen neuen Kameras schaltest du den Bildstabilisator nicht mehr am Objektiv, sondern über das Kamera-Menü aus.

Stelle den Fokus auf manuell, wenn du mit ND-Filtern fotografierst

Lass dein Objektiv zuerst ohne Filter automatisch auf dein Motiv fokussieren. Schalte danach den Fokus auf manuell, bevor du mit dem Fotografieren beginnst. Bei schwachen ND-Filtern kann dein Objektiv vielleicht noch automatisch scharf stellen, aber je dunkler der Filter, umso geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Autofokus funktioniert.

Wenn der ND-Filter zu dunkel ist, funktioniert der Autofokus deiner Kamera nicht mehr.
Wenn der ND-Filter zu dunkel ist, funktioniert der Autofokus deiner Kamera nicht mehr.

Die passenden Kamera-Modi für das Fotografieren mit ND-Filtern

Für Langzeitbelichtungen stehen dir mehrere Kamera-Modi zur Verfügung.

Die Blendenvorwahl / Zeitautomatik (A oder Av)

In diesem Modus wählst du deine gewünschte Blendenzahl und deine Kamera errechnet die Belichtungszeit automatisch.

Der manuelle Modus (M)

Fotografierst du im manuellen Modus, stellst du sowohl die Blendenzahl als auch die Belichtungszeit selbst ein.

Bei vielen Kameras bist du in diesen beiden Modi aber an eine maximale Belichtungszeit von 30 – 60 Sekunden gebunden.

Der Bulb Modus (B)

Im Bulb Modus stellst du die Blendenzahl ein und regelst die Belichtungszeit manuell, indem du zum Starten wie auch zum Beenden der Aufnahme auf den Auslöseknopf drückst.
Nachdem das Drücken des Auslösers aber zu Verwacklungen führen kann, arbeite in diesem Modus unbedingt mit einem Fernauslöser.

In der Nacht hilft dir der ND-Filter helle Gebäude passend abzudunkeln.
In der Nacht hilft dir der ND-Filter helle Gebäude passend abzudunkeln.

Der Einsatz des ND-Filters in der Praxis

Nachdem du die Einstellungen in deiner Kamera und an deinem Objektiv getätigt hast, bist du bereit für das Arbeiten mit Graufiltern. Plane beim Fotografieren von Langzeitbelichtungen, wie der Name bereits verrät, viel Zeit ein.

  • Montiere deine Kamera auf ein Stativ und stelle deinen gewünschten Bildausschnitt ein.
  • Stelle die Blendenzahl ein, die zu deinem Motiv passt.
  • Wähle eine möglichst niedrige ISO Zahl.
  • Lass dein Objektiv automatisch auf dein Hauptmotiv fokussieren und stelle danach auf den manuellen Fokus um.
  • Fotografiere dein erstes Foto, um die Belichtungszeit ohne Filter herauszufinden.
  • Befestige den ND-Filter vor deinem Objektiv und verlängere die Belichtungszeit entsprechend des Filterfaktors.
Eine Filtertabelle hilft Fotofüchsen, die beim Rechnen besonders kreativ werden ;-)
Eine Filtertabelle hilft Fotofüchsen, die beim Rechnen besonders kreativ werden

Fotostreifzüge, bei denen du das Fotografieren mit ND-Filtern lernst

Wie sind deine Erfahrungen beim Fotografieren mit dem ND-Filter? Hast du Lieblingsmotive, bei denen du den ND-Filter besonders gern einsetzt? SInd noch Fragen unbeantwortet geblieben? Schreib uns gerne einen Kommentar.

Wir wünschen dir viel Spaß und Geduld beim Fotografieren!
Deine Fotofüchse,
Katharina & Maskottchen Finn


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